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1. August 2014

Allzeit bereit – der ärztliche Bereitschaftsdienst

Wie der Bereitschaftsdienst organisiert ist, das ist für viele Praxen ein wichtiger Punkt, vor allem wenn es um die Nachbesetzung geht. Die Anzahl der Dienste muss für den Niedergelassenen überschaubar sein – ein wichtiges Qualitätsmerkmal für eine Praxis, auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wichtigstes Ziel der KV RLP war daher eine Neuordnung. Diese ist nun abgeschlossen. KV-TV hat sich auf Tour durch Rheinland-Pfalz gemacht und in drei Bereitschaftsdienstzentralen hinter die Kulissen geschaut.

Service

Lesefassung

Sprecherin: Der Bereitschaftsdienst, das ist der Dienst, der außerhalb der regulären Sprechzeiten anfällt. Wenn die Praxis des Arztes zu ist, man medizinische Hilfe baucht und kein lebensbedrohlicher Notfall besteht, dann ist der ärztliche Bereitschaftsdienst für einen da.

Die Bereitschaftsdienste in Rheinland-Pfalz sind in der Trägerschaft der KV und werden von ihr organisiert. Seit 2009 wurde sukzessive umstrukturiert. Die Bereitschaftsdienstzentrale in Rockenhausen gehört zu den kleineren BDZ. Sie wurde von der KV 2010 übernommen.

Uwe Mannweiler | Leiter der BDZ Rockenhausen: Die BDZ betreut eine große Fläche, fast zwei Drittel des Donnerbergkreises und zwar die Westhälfte davon. Das Gebiet ist sehr zersiedelt. Ortschaften mit 80 Einwohnern im Schnitt, die meisten mit 300 bis 400 Einwohnern. Wir betreuen etwa 35.000 Leute in dem Gebiet. Die Hausbesuchstätigkeit erstreckt sich dann natürlich auch über einen großen Radius und braucht viel Zeit. Wir sind ländlich geprägt und unser großes Problem ist die Fläche. Es ist nicht die Menge der Personen, die wir betreuen, sondern die Fläche, die irgendwo betreut werden muss.

Mein Name ist Uwe Mannweiler. Ich bin Facharzt für Allgemeinmedizin, führe seit dreiundzwanzigeinhalb Jahren eine Einzelpraxis für Allgemeinmedizin in Obermoschel und bin 54 Jahre alt.

Sprecherin: Nach der Fusion der vier KV-Regionen 2005 war der Bereitschaftsdienst in Rheinland-Pfalz höchst unterschiedlich organisiert. Mit der neuen Bereitschaftsdienstordnung wurden alle bestehenden Bereitschaftsdienstzentralen in die Trägerschaft der KV überführt. Die Bereitschaftsdienstzentrale in Neuwied wurde jedoch ganz neu gegründet.

Jochen Courtial | Leiter der BDZ Neuwied: Das Besondere an Neuwied ist, dass wir es hier mit einem großen Landkreis zu tun haben, der typografisch sehr schwierig zu bezeichnen ist. Interessanterweise liegt, wenn Sie auf der Karte sehen, Neuwied ziemlich im Süden, dort ist auch der Speckgürtel der umgebenen Gemeinden. Und dann haben wir ein relativ unterbesiedeltes Land, was einmal am Rhein entlang verläuft, und dann geht es natürlich den Rheingraben, hoch in die Höhen des Westerwaldes.

Und dort können Sie sich vorstellen, das bedeutet vor allem im Winter bei schlechter Witterungslage, bei Nebel doch lange Anfahrtswege. Wir haben auch Beschwerden seitens der Bevölkerung wegen dieser Anfahrtswege, aber es ist typografisch nicht zu lösen, ansonsten müssten wir Neuwied in die Mitte dieses Landkreises platzieren.

Mein Name ist Jochen Courtial. Ich bin 62 Jahre alt und habe mich 1986 mit meiner Frau zusammen in einer allgemeinärztlichen Praxis in Höhr-Grenzhausen niedergelassen. Ich bin der ärztliche Leiter der Bereitschaftsdienstzentrale in Neuwied. Diese Zentrale wurde kurz vor Torschuss sozusagen, im Dezember 2013 eröffnet.

Sprecherin: Besonders in den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz ist es ohne den neustrukturierten Bereitschaftsdienst gar nicht möglich, eine flächendeckende Patientenversorgung zu gewährleisten.

Dr. Detlef Stiemert | Leiter der BDZ Bitburg: Wir machen ja den Dienst in Kooperation mit der Zentrale in Prüm. Beide Bereitschaftsdienstzentralen sind zum November 2013 aktiv geworden und wir sind jetzt in einem Stadium, wo wir die Kinderkrankheiten ein bisschen ausgeräumt haben. Und es läuft wirklich sehr, sehr schön für alle Beteiligten.

Mein Name ist Detlef Stiemert, promoviert. Ich bin an sich niedergelassener Allgemeinmediziner in der Eifel in Speicher, mache diese Aufgabe jetzt seit 32 Jahren, bin 30 Jahre lang hier Notarzt gewesen und bin mittlerweile 62 und deshalb habe ich gesagt, das reicht jetzt. Und jetzt bin ich seit dreieinhalb Jahren dran, diese Sache hier zu organisieren. Und seit letztem Jahr sind wir hier am Netz, wir sind aktiv und halten diese Bereitschaftsdienstzentrale in Bitburg und Prüm am Laufen.

Sprecherin: Mit der der neuen Bereitschaftsdienstordnung hat die KV Rheinland-Pfalz den richtigen Weg eingeschlagen. Die Frequenzen der Bereitschaftseinsätze, die wurden deutlich reduziert und das bedeutet auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Dr. Detlef Stiemert | Leiter der BDZ Bitburg: Wenn wir da eine isolierte Stelle machen würden mit den Kollegen, die nur um Prüm herum angesiedelt sind, dann hätten wir da schon einen richtigen Engpass. Das heißt die Kollegen müssten sehr, sehr häufig Dienst machen. Dadurch, dass wir jetzt 120 Kollegen für beide haben, quasi 60, 60 ist es doch relativ locker zu machen. Für unseren Bereich, ich bin aus Speicher, haben wir letztlich nur noch ein Drittel der Dienste wie vor dem Eröffnen der Bereitschaftsdienstzentrale.

Uwe Mannweiler | Leiter der BDZ Rockenhausen: Es war für uns eine sehr große Erleichterung. Mit der Umstellung wurde uns natürlich die finanzielle Verantwortung genommen. Weil vorher war es ja so, wenn in der Jahresbilanz ein Defizit war, was eigentlich regelmäßig aufgetaucht ist, dann mussten das ja die angeschlossenen niedergelassenen Ärzte ausgleichen.

Und mit dem Punkt, dass die KV uns übernommen hat, Personal übernommen hat und in die finanzielle Verantwortung tritt, ist es solidarisch auf viel größeren Schultern gelagert, sodass wir alle die gleiche Umlage zahlen und die Nachteile des Landes etwas ausgeglichen sind.

Jochen Courtial | Leiter der BDZ Neuwied: Es ist ein ganz wesentlicher Anreiz, um die Praxen abgeben zu können an die neue Generation. Zu sagen, wir haben einen organisierten Bereitschaftsdienst und so und so ist das und Sie können sich auch stundenweise, halbe Tage engagieren.

Uwe Mannweiler | Leiter der BDZ Rockenhausen: Die Bereitschaftsdienstzentrale Rockenhausen ist zurzeit nur an den von der KV organisierten Notfalldiensten geöffnet. Wir würden uns natürlich bei unserer massiven Dienstbelastung wünschen, dass es auch flächendeckend möglich wäre, alle Zentralen jeden Abend zu öffnen und zwar von 19 Uhr bis sieben Uhr früh. Das würde die Nachteile des Landlebens gegenüber der Stadt ausgleichen.

Dr. Detlef Stiemert | Leiter der BDZ Bitburg: Also im Moment bin ich sehr froh, dass wir von extern doch einen sehr guten Zuspruch bekommen. Das heißt die Kollegen, die nur den Bereitschaftsdienst hier versehen und nicht hier ansässig sind mit ihrer Praxis, die werden immer mehr. Und das freut mich, freut mich unter dem Gesichtspunkt, dass ich weiß, dass in den nächsten Jahren hier eine weitere Ausdehnung stattfinden wird.

Jochen Courtial | Leiter der BDZ Neuwied: Ich appelliere nur an alle, da mit zu machen. Denn es ist auch ein finanzieller Aspekt, diesmal ein sicheres, gutes Geld für diese Zeit zu erhalten.

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