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15. Juli 2015

Angestellter in der Praxis

Eine Praxis zu führen, bedeutet nicht nur Eigenständigkeit und Flexibilität, sondern auch hohe Investitionskosten und wirtschaftliche Verantwortung. Für Ärzte, die das nicht wollen, aber trotzdem ambulant tätig sein möchten, bietet die Anstellung eine gute Alternative. Dr. Herbert Lutz aus Ludwigshafen hat eine Ärztin angestellt. KV-TV hat die Praxis besucht.

Service

Lesefassung

Sprecherin: In Ludwigshafen führt Dr. Herbert Lutz seine allgemeinmedizinische Praxis schon in der zweiten Generation. Bei ihm angestellt ist Dr. Sylvia Thoma.

Dr. Sylvia Thoma | Fachärztin für Allgemeinmedizin: Ich bin nicht so dieser mutige Mensch, der sich traut, diesen Schritt in die Selbstständigkeit zu machen. Ich möchte mich mit sowas einfach nicht beschäftigen. Die Idee war ja da am Anfang. Ich habe auch gedacht, ich mache eine eigene Praxis und mich selbstständig und so, aber was ich so mitbekommen habe, womit man sich beschäftigen muss, da habe ich dann letztendlich gesagt, das mache ich doch nicht. Die Zeit habe ich auch einfach nicht.

Sprecherin: Ursprünglich war die Praxis von Dr. Lutz eine Berufsausübungsgemeinschaft. Als die Partnerin ausstieg, wurde dann daraus wieder eine Einzelpraxis mit Sylvia Thoma als angestellter Ärztin.

Dr. Herbert Lutz | Facharzt für Allgemeinmedizin: Sie hat anfangs die wirtschaftliche Verantwortung etwas gescheut. Dann haben wir das Ganze mit viel Mühe umgeändert und haben eine Kooperation dahin getroffen, dass sie keine wirtschaftliche Verantwortung tragen muss als angestellte Ärztin.

Sprecherin: Für Sylvia Thoma kam eigentlich auch gar nichts anderes in Frage. Sie fühlt sich in ihrer Rolle wohl.

Dr. Sylvia Thoma | Fachärztin für Allgemeinmedizin: Also Nummer eins – gebe ich einfach zu: Ich muss mich um diesen betriebswirtschaftlichen Hintergrund überhaupt nicht kümmern. Natürlich bin ich auch verantwortlich für bewusstes Verschreiben, Regresse und diese ganzen Sachen im Hintergrund, dafür bin ich auch verantwortlich, ist natürlich klar.

Aber über Personalführung, betriebswirtschaftliche Themen, was wird angeschafft, was wird nicht angeschafft, da liegt doch die Hauptlast bei Herrn Lutz, und ich weiß, ich habe jeden Monat ein festes Gehalt auf meinem Konto und ich muss mich um nichts mehr kümmern und ich weiß, das Geld habe ich zur Verfügung. Und ich habe nichts mit Gewinn und Verlust und diesen ganzen Sachen zu tun. Das ist für mich einfach ein Vorteil.

Dr. Herbert Lutz | Facharzt für Allgemeinmedizin: Die Verantwortung ist bei mir, mit allen Vorteilen und allen Nachteilen. Vorteile hat es. Du bist in deinen Entscheidungen einsam. Du kannst zumindest einsam sein, wenn du es willst. Du brauchst dich nicht abzudecken und abzuklären. Nachteile: Habe ich bis jetzt, glücklicherweise, noch keine erlebt.

Sprecherin: Während also das wirtschaftliche Risiko bei Herbert Lutz liegt, teilt man sich die Arbeit mit den Patienten auf.

Dr. Sylvia Thoma | Fachärztin für Allgemeinmedizin: Wir haben jeder seinen Patientenstamm. Inzwischen, nach sechs Jahren, ist das ja eigentlich klar. Wir markieren das in unserem Computer, wer zu wem gehen möchte, oder im Notfall kommt natürlich jeder Patient zu jedem. Es ist auch so, dass der eine mal auf Hausbesuchen ist und der andere macht dann Sprechstunde. Das ist auch öfters.

Sprecherin: Für die Anstellung in der Praxis hat Sylvia Thoma ihren Job im Krankenhaus aufgegeben. Bereut hat sie das nie.

Dr. Sylvia Thoma | Fachärztin für Allgemeinmedizin: Hier hat man einen viel engeren Kontakt zu den Patienten, weil es über Jahre geht. Das finde ich schöner. Man lernt die Familienstruktur kennen, man macht die Hausbesuche, weiß, wie es zu Hause aussieht, kriegt auch mal einen Kaffee.

Man lernt die Lebensläufe kennen und das hat man in der Klinik ja kaum. Außer vielleicht in Ambulanzen, wo Leute über Jahrzehnte betreut werden. Das finde ich schöner. Also diese Lebensläufe, die ich hier so mitbekomme. Die Kinder, die man kennenlernt, die Großeltern. Das finde ich toll. Es macht Spaß.

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