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15. April 2013

Blockpraktikum Allgemeinmedizin – Ausbildung beim Hausarzt

Allgemeinmedizin ist bei Studenten nicht besonders angesagt. Häufig, weil sie an der Uni nie damit in Berührung kommen. Dafür sorgt nun seit einigen Jahren das Pflichtpraktikum in einer Hausarztpraxis. Medizinstudentin Katharina Merz hat ihr noch einwöchiges Pflichtpraktikum in der Praxis von Dr. Friedel Rohr absolviert und dabei überraschende Erkenntnisse gewonnen. KV-TV hat Arzt und Studentin begleitet.

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Lesefassung

Katharina Merz: Ich heiße Katharina Merz und studiere an der Uni Mainz Medizin. Ich komme jetzt ins zehnte Semester und absolviere hier mein Pflichtpraktikum für die Allgemeinmedizin.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Mein Name ist Friedel Rohr. Ich bin Allgemeinmediziner hier in Framersheim im Herzen von Rheinhessen. Ich bin jetzt mittlerweile 25 Jahre niedergelassen in der Allgemeinmedizin, daneben mach‘ ich noch Notfallmedizin, bin leitender Notarzt hier für den Kreis und seit geraumer Zeit auch als Palliativmediziner hier im Bereich tätig.

Mit der Ausbildung von Studenten habe ich schon sehr, sehr früh angefangen und das ist letztendlich das, was mir am meisten am Herzen liegt. Die vielen Vorteile der Allgemeinmedizin wirklich klar zu machen und den Studenten zu zeigen, dass Allgemeinmedizin eben nicht so ein kleines Fach ist, was man nur nebenher mal so machen kann, sondern ein sehr abwechslungsreiches Fach, wo es einem nie langweilig wird, wo man das ganze Spektrum der Medizin hat und einen sehr, sehr engen Kontakt zu den Patienten.

Katharina Merz: Es geht hier alles ganz fix. Da kommt der nächste Patient und dann geht es schon weiter. Also es ist ein buntgemischtes Patientenklientel.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: So, das heißt in der Konsequenz, das einzige, wo wir bei ihr ein bisschen aufpassen sollten, ist das Cholesterin.

Katharina Merz: So ähnlich habe ich mir das vorgestellt. Dass in Anführungsstrichen jedes Wehwehchen herkommt. Es kann mal etwas Schlimmes sein, es kann mal weniger schlimm sein. Und der Arzt entscheidet dann, ob weiter überwiesen wird an niedergelassene Spezialisten oder vielleicht sogar an das Krankenhaus. Es wird so ein bisschen selektiert und so stellt man sich das ja auch eigentlich vor.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Da sehen wir hier als erstes das Ruhe-EKG. Wir sehen, dass es relativ unauffällig und gleichmäßig ist, Herzrhythmus und Herzfrequenz von 90. Ich versuche das zu vermitteln, was wichtig ist im Umgang mit den Patienten.

Es ist nicht wichtig, die neuesten Studien von irgendwelchen Medikamenten im Kopf zu haben. Es ist wichtig, auf einer menschlichen Ebene Kontakt zu den Patienten zu finden und über diese menschliche Ebene zu versuchen, eine gemeinsame Strategie zur Behandlung zu entwickeln. Machen Sie es gut, dann sehen wir uns morgen wieder. Tschüss.

Katharina Merz: Und jetzt fahren wir nach Offenheim, oder?

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Nein, jetzt fahren wir zunächst mal nach Bermersheim, Bermersheim vor der Höhe.

Katharina Merz: Was ist das für ein Patient?

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Es ist eine ältere Dame, auch allein stehend.

Katharina Merz: Und Sie gucken jetzt generell, ob alles in Ordnung ist?

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Wir gucken, was so die Gesamtsituation ist, wie der Blutdruck ist, wie sich der Blutzucker verhält. Dass man dahin fährt und nach dem Herz guckt, Blutdruck misst, Wunden versorgt, Spritzen macht und, und, und. Was so die üblichen Dinge sind bei einem Hausbesuch. Das ist eine Art der Medizin, die geht in der Uniklinik total unter, weil es das da einfach nicht gibt.

Katharina Merz: Es war unglaublich viel zu tun. Dr. Rohr hat wirklich keine Pause gemacht, hat zwischen Tür und Angel gegessen. Und ist wirklich von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends auf Achse gewesen. Das ist schon stressig, muss ich sagen.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Was würdest Du dafür nehmen? Augentropfen?

Katharina Merz: Was würden Sie jetzt sagen, ist es bakteriell oder viral?Dr.

Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Ich gehe davon aus, es ist bakteriell. Also etwas, wo ein breites Spektrum an Antibiotikum drin ist.

Katharina Merz: Man dringt sehr viel mehr in die Privatsphäre des Patienten ein. Und man bekommt aber auch mehr mit. Also man bekommt noch mehr Informationen über den Lebensstil und vielleicht auch über die Krankheit, wie der Patient im Alltag zurechtkommt. Man kann das erfragen, wenn der Patient in der Praxis ist, aber man sieht es einfach nicht.

Und manche Sachen fallen dann auch unter den Tisch, die eigentlich wichtig wären. Und manche Patienten können ja auch einfach nicht mehr kommen, die haben keine Verwandten, die sie fahren könnten. Für sie ist es wichtig, dass der Allgemeinmedizin-Arzt zu ihnen nach Hause kommt.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Was hast Du gehört?

Katharina Merz: Normales Atmen.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Vesikuläres Atemgeräusch.

Katharina Merz: Genau. In der Uni, klar, da hört man mal drauf. Man bekommt da aber keine Routine drin. Und ich habe jetzt fünf, sechs Mal normale Lungen gehört und jetzt weiß ich auch, wie sich eine normale Lunge anhört. Und ich denke, das braucht man auch. Man kann es eben nicht aus Büchern lernen. Tut da irgendetwas weh? Ist auch alles ganz weich.

Dr. Friedel Rohr | Allgemeinmediziner: Das spezielle Handwerk der Allgemeinmedizin, das unterscheidet sich doch in Vielem von dem, was man in der Uniklinik lernt, denn man muss mit wenig Mitteln sehr viel machen können. Und da ist ein ganz großes Manko, das merke ich immer wieder. Dass man eigentlich mit wenigen Dingen eine gute Diagnostik machen kann.

Katharina Merz: Es ist immer spannend. Man bekommt ja Sachen zu sehen, die selbst für den Facharzt vielleicht schwierig sind. Man muss dann entscheiden, wie der Weg für den Patienten weitergeht. Man begleitet den Patienten einfach länger.

Zum Beispiel ein Arzt im Krankenhaus, der sieht den Patienten eine Woche und dann ist er weg, aber er weiß nicht, wie es dem Patienten über einen langen Zeitraum geht, wie die Familie damit umgeht. Und der Allgemeinmediziner sieht dann auch die Erfolge, die langfristigen Erfolge. Das kann auch glücklich machen.

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