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28. September 2016

Kinderärzte und Zahnärzte – Pilotprojekt in Pirmasens

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat im Mai Änderungen der Kinderrichtlinie sowie die überarbeitete Fassung des sogenannten Gelben Hefts beschlossen. Die Neufassung beinhaltet zukünftig auch zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kleinkinder im Alter vom 6. bis zum 29. Lebensmonat. Bis die Neuerung greift, wird es wohl noch eine Weile dauern. Doch Kleinkinder in der Region Pirmasens-Zweibrücken profitieren schon jetzt von der neuen Regelung. Ein Pilotprojekt schließt die Lücke in der frühkindlichen zahnärztlichen Vorsorge. Es setzt auf die enge Zusammenarbeit von Kinderärzten und Zahnärzten.

Service

Lesefassung

Sprecherin: Karies gilt als häufigste chronische Erkrankung im Kleinkind- und Vorschulalter – und das mit gravierenden Folgen für die Allgemeingesundheit. In einem Pilotprojekt in der Region Primasens-Zweibrücken wollen Kassenzahnärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz und Kassenärztliche Vereinigung die Zahngesundheit der Kleinkinder aktiv fördern.

Dr. Sigrid Ultes-Kaiser | Vorstandsvorsitzende der KV RLP: Ich finde zum einen die enge Zusammenarbeit und Vernetzung von Kinder- und Zahnärzten auch vor dem 30. Lebensmonat sehr wichtig und zum andern ist das gewissermaßen eine persönliche Betroffenheit, weil ich als Anästhesistin immer wieder Kleinkinder mit schwerst zerstörten Milchgebissen sehen muss, die dann nur in Narkose zu sanieren sind. Und das bricht einem wirklich das Herz.

Sprecherin: Während bei Jugendlichen die Kariesrate deutlich zurückgeht, sieht das beim Blick auf Milchzähne ganz anders aus. Drei- bis Sechsjährige haben immer noch zu viele Löcher.

Dr. Sigrid Ultes-Kaiser | Vorstandsvorsitzende der KV RLP: Insofern habe ich das Angebot der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Rheinland Pfalz sehr gerne angenommen, mich an diesem Pilotprojekt zu beteiligen als KV RLP, und finde das auch sehr begrüßenswert, dass hier etwas in dieser Richtung stattfindet, ehe es auf Bundesebene dann hoffentlich bald in Kraft tritt.

Sprecherin: Die frühkindliche Karies ist ein ernsthaftes und bisher ungelöstes Problem. Vorsorge ab dem ersten Zahn ist für ein zahngesundes Leben extrem wichtig. Die rheinland-pfälzischen Zahnärzte haben hier eine Vorreiterrolle.

Sanitätsrat Dr. Helmut Stein | Vorstandsvorsitzender der KZV RLP: Wir haben immer gesagt, es ist sinnvoll, die Kinder frühzeitig zum Zahnarzt zu schicken. Das war in den letzten 20 Jahren immer nur ein Appell auf Freiwilligkeit. Wir haben gemeinsam gesehen, dass es hier sinnvoll ist, ein Verweisungssystem einzuführen, dass der Kinderarzt gezielt die Kinder nach den ärztlichen Untersuchungen zum Zahnarzt schickt.

Sprecherin: Das Pilotprojekt zur Prävention zur frühkindlichen Karies will das ändern. In der Südwest-Pfalz werden seit Juli Kinder ab Durchbruch des ersten Milchzahnes zahnärztlich betreut. Eine Aufgabe, die vom Zahnarzt viel besser erfüllt werden kann als vom Kinderarzt.

Sanitätsrat Dr. Helmut Stein | Vorstandsvorsitzender der KZV RLP: Es ist auch so, dass die Anfänge einer frühkindlichen Erkrankung oder aber auch die Gefahr, die zu einer frühkindlichen Karies führen kann, sehr schwer zu erkennen ist für einen Kinderarzt. Wir müssen die Lücke füllen. Von frühester Kindheit, sechs Monate mit dem ersten Zahn bis zum 30. Monat, um da eine Verbesserung im gesamten Milchgebiss zu erreichen und auch bei den Schulanfängern.

Sprecherin: Das Projekt setzt auf Zusammenarbeit. Der Austausch von Zahnarzt und Kinderarzt ist wichtig, auch zum Schutz der Kinder vor Misshandlungen.

Dr. Sigrid Ultes-Kaiser | Vorstandsvorsitzende der KV RLP: Ich kann nur davor warnen, dass der Datenschutz zu einem Instrument wird, was jede sinnvolle Kommunikation, jeden sinnvollen Informationstransfer verhindert. Dazu darf es nicht kommen, sonst wird das Ganze absurd. Datenschutz soll ja den Menschen dienen und soll sie schützen, aber wir können damit nicht alles unterbinden, was sinnvoll ist.

Sprecherin: Informationen zum Wohle des Kindes müssen Kinder- und Zahnarzt weiter geben dürfen. Nur dann wird dieses Projekt ein Erfolg.

Dr. Sigrid Ultes-Kaiser | Vorstandsvorsitzende der KV RLP: Wenn die Milchzähne erstmal runtergefault sind, dann ist dieser Kiefer im Grunde genommen schon schwerst angeschlagen. Und es wird da auch kein gesundes, dauerhaftes Gebiss mehr entstehen. Deshalb hoffe ich, dass es eine große Akzeptanz findet und dass das Pilotprojekt dann auch ausgeweitet wird.

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