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6. Mai 2022

KBV-Umfrage: Praxen würden gerne mehr digital arbeiten – wenn die Technik funktioniert

Als besonders störend wurden Konnektor- und Programmabstürze genannt

Technische Probleme behindern massiv die Einführung von eAU und eRezept. Das ergab eine Online-Umfrage der KBV Ende April, an der sich rund 6.000 Arztpraxen beteiligt haben. Als besonders störend wurden wiederholte Konnektor- und Programmabstürze sowie häufige Fehlermeldungen genannt.
Nach Meinung der KBV zeigten die Ergebnisse eindrücklich, dass die Ärzteschaft dabei sei, alle Komponenten und Anwendungen einzurichten und zu nutzen, aber es vielfach an der Technik scheitere. Viele Praxen hätten alle nötigen Komponenten angeschafft und würden gerne digital arbeiten. Doch häufig sei das nicht möglich.

Größtes Hindernis: Probleme mit der TI

Größtes Hindernis für die Anwendung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) sind der Umfrage zufolge Probleme mit der Telematik-Infrastruktur (TI). Für über 60 Prozent der Praxen, die die eAU noch nicht einsetzen, stellt dies einen der Hauptgründe dar, warum sie weiterhin das alte Verfahren nutzen. Technische Probleme auch mit der Software oder dem KIM-Dienst würden zum Teil über Monate nicht behoben. Keiner fühle sich zuständig, hieß es.

Digitaler Versand immer wieder gestört

Nur 30 Prozent der Arztpraxen, die bereits Erfahrungen mit der eAU gemacht haben, berichteten, dass das Ausstellen und der Versand der eAU bis auf kleinere Probleme gut laufe. Über 60 Prozent gaben hingegen an, dass der digitale Versand zeitweise nicht möglich sei. Fast jeder und jede zweite nannte Probleme bei der Erreichbarkeit von IT-Dienstleistende und -Anbietende. 34 Prozent der Befragten monierten häufige Fehlermeldungen der Krankenkassen. Beklagt wurde zudem der hohe Arbeitsaufwand.

Die Probleme führen nicht selten dazu, dass Ärztinnen und Ärzte wieder auf das alte Verfahren umsteigen. Immerhin jede fünfte Praxis, die die eAU derzeit nicht nutzt, gab als Grund an, negative Erfahrungen mit dem digitalen Versand gesammelt zu haben. Darunter sind auch etliche, die gleich zu Beginn der Einführung der eAU im Herbst 2021 startbereit waren. "Für die Akzeptanz der Telematik-Infrastruktur ist es unerlässlich, dass Anwendungen wie die eAU fehlerfrei funktionieren", betont KV RLP-Vorstandsmitglied Peter Andreas Staub. "Notfalls muss die Testphase verlängert werden. Das Ersatzverfahren im Regelbetrieb sollte dauerhaft erhalten bleiben."

Probleme auch beim eRezept

Die Schwierigkeiten bei der eAU haben auch große Auswirkungen auf die Bereitschaft der Praxen, auf das elektronische Rezept (eRezept) umzustellen. Da sich diese Anwendung zurzeit noch in einer bundesweiten Testphase befindet, konnten bislang nur sieben Prozent der Befragten überhaupt Erfahrungen mit dem eRezept sammeln. Von diesen gab jedoch nur knapp jede und jeder Zehnte an, das Ausstellen der eRezepte habe bis auf kleinere Probleme funktioniert.

Mangelnder IT-Support

59 Prozent berichteten dagegen von zeitweisen Problemen beim digitalen Versand. Zwei Drittel (67 Prozent) haben die Erfahrung gemacht, dass die IT-Dienstleistende und -Anbietende schlecht erreichbar sind. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) gab außerdem Schwierigkeiten beim Einlösen der eRezepte in der Apotheke an.

Zudem verwiesen 62 Prozent auf Akzeptanzprobleme bei den Patientinnen und Patienten. In diesem Zusammenhang wird der Nutzen des eRezepts angezweifelt, da gerade ältere Patientinnen und Patienten als Hauptnutzerinnen und -nutzer oftmals kein Smartphone besäßen und das eRezept deshalb nicht digital nutzen könnten. Der Ausdruck erscheint vielen Praxen als wenig sinnvoll, da damit nur ein Papier das andere ersetze.

Hoher Arbeits- und Zeitaufwand

Das Ausstellen und Versenden der eRezepte wird von vielen Praxen als zeitaufwändig und umständlich beschrieben, vor allem solange die Komfortsignatur nicht nutzbar ist oder nutzerfreundlich umgesetzt wird. Auf die Frage, warum sie noch keine eRezepte ausstellen, wurden auch hier von 59 Prozent der Befragten Probleme mit der Telematik-Infrastruktur genannt. Bei einem Drittel (32 Prozent) konnte das entsprechende Update des Praxisverwaltungssystems noch nicht installiert werden. Die Praxen gaben hier sogar an, dass die IT-Dienstleistenden aufgrund von technischen Problemen von der Nutzung abrieten. Bei einem weiteren Drittel (30 Prozent) sind die Apotheken in der Umgebung noch nicht empfangsbereit.

Ja zur Digitalisierung – aber so nicht

Im Editorial der Mai-Ausgabe des rheinland-pfälzischen Ärzteblatts spricht sich Vorstandsmitglied Peter Andreas Staub dafür aus, die TI in der jetzigen Form und die Strafsanktionen auszusetzen und eine neue Strategie zu entwickeln.

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