In der Regel müssen sich diese eigenständig um ihre Ausbildungsstationen kümmern und sich jeweils separat bewerben. Durch die Teilnahme an einem WBV entfällt dieser aufwendige Prozess, da im Verbund alle weiteren Stationen nahtlos durchlaufen werden können – ohne erneute Bewerbungen oder Wartezeiten. In diesem Fall erstellen die Vertragspartnerinnen und Vertragspartner für den ärztlichen Nachwuchs einen individuellen und flexiblen Rotationsplan, der im Einklang mit der jeweils gültigen Fassung der Weiterbildungsordnung steht.
“Wir freuen uns sehr über die Gründung – insbesondere, da die Zusammenarbeit zwischen stationärem und ambulantem Bereich noch nicht selbstverständlich ist, aber immer wichtiger wird”, betont Dr. Doreen Engelmann, Leiterin des Ressorts KV-Aufgaben/Sonderaufgaben der KV RLP. Weitere Praxen sind herzlich eingeladen, sich dem Verbund anzuschließen.
“Gemeinsam Strukturen schaffen”
Dr. Ralf Loos, der gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Maximilian Bernhard das Neurozentrum Alzey leitet, sieht viele Chancen für die fachärztliche Weiterbildung im ambulanten und stationären Bereich. “Doch dafür müssen wir gemeinsam Strukturen schaffen. Früher waren beide Sektoren streng voneinander getrennt. Heute fließen sie ineinander und stationäre Tätigkeiten nähern sich den ambulanten an”, betont Dr. Loos, der mit seinem Kollegen erst vor zwei Jahren die Weiterbildungsbefugnis beantragte. “Bei einer Vertreterversammlung der KV RLP kam Frau Dr. Engelmann mit der Idee eines Weiterbildungsverbunds auf mich zu”, erinnert er sich. Das gab den Anstoß zur Gründung des Verbunds.
“Wir denken alle in eine ähnliche Richtung. Das hilft bei der Zusammenarbeit und schließlich auch den Patientinnen und Patienten”, betont Dr. Christof Keller, Chefarzt für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation an der Rheinhessen-Fachklinik Alzey.
Verbund bietet Flexibilität und Perspektive
Dr. Julia Loos ist die erste Ärztin in Weiterbildung im Verbund. Die Vielseitigkeit eines WBV ist für sie ein großer Vorteil. “Man kann sich im ambulanten sowie stationären Bereich ausprobieren, wodurch einem alle Wege offenstehen”, sagt die Nachwuchsärztin. Auch der stationäre Bereich profitiert. “Wir müssen dem Nachwuchs eine Perspektive und beide Bereiche des Berufs aufzeigen”, weiß Frank Litterst, Kaufmännischer Direktor der Rheinhessen-Fachklinik. Ähnlich beurteilt es Dr. Keller, der es begrüßt, dass immer mehr Praxen Weiterbildungsbefugnisse erwerben.
Denn: Ambulante Abschnitte sind in der neurologischen Facharztweiterbildung nicht verpflichtend. “Umso besser ist es, dass wir im Rahmen des Verbunds proaktiv damit umgehen. Schließlich gibt es viele Erkrankungen, die stationär gar nicht mehr auftauchen”, gibt Dr. Sven Klimpe, Betreiber einer Gemeinschaftspraxis für Neurologie und Psychiatrie in Nierstein, zu bedenken.
Die Arbeit mit angehenden Fachärztinnen und Fachärzten mache nicht nur großen Spaß, sondern sei obendrein eine Investition in die Zukunft. “Zudem wird man stets mit frischen Ideen konfrontiert und bleibt am Puls der Zeit”, betont Dr. Klimpe, der auch Vorsitzender des Landesverbands Rheinland-Pfalz im Berufsverband Deutscher Nervenärzte sowie Landessprecher Rheinland-Pfalz des Berufsverbands Deutscher Neurologen ist.
Weiterbildungsverbünde als ein Instrument gegen Ärztemangel
Der neurologische Weiterbildungsverbund ist der fünfte fachärztliche Weiterbildungsverbund in Rheinland-Pfalz. Zuvor schlossen sich bereits Verbünde in den Fachgebieten Gynäkologie, Pädiatrie, Psychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zusammen.
Die KV RLP setzt sich auch finanziell für die Weiterbildung ein und fördert eine Vollzeitstelle in allen ärztlichen Fachgebieten mit 2.900 Euro monatlich. Für einige Arztgruppen beteiligen sich die Landesverbände der Krankenkassen und Ersatzkassen – daher kann in diesen Fällen mit 5.800 Euro pro Monat gefördert werden.
“Ohne die Förderung wäre es deutlich schwieriger. Es ist toll, dass die KV RLP hier unterstützt”, so Dr. Bernhard. Für die KV RLP sind diese Verbünde unverzichtbar zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung. “Ohne sie wird die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses zukünftig nicht gelingen”, ergänzt Dr. Engelmann.
Alle Teilnehmenden des WBV und Kontaktdaten für interessierte Praxen und Kliniken sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung finden Sie über den Link unten auf dieser Seite unter “Mehr zum Thema”.