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22. März 2016

Blockpraktikum Allgemeinmedizin – Praxis in der Praxis

Medizinstudierende müssen ein zweiwöchiges Pflichtblockpraktikum in der Allgemeinmedizin absolvieren. Abseits vom Uni- und Klinikalltag will man ihnen vor allem die hausärztliche Tätigkeit auf dem Land nahebringen. Die Mainzer Medizinstudentin Pia Hinrich absolviert das Praktikum in der Lehrpraxis von Ewald Beyer in Klein-Winternheim.

Service

Lesefassung

Sprecherin: Es ist Dienstagmorgen. Die Praxis ist voll. Überall schnieft und hustet es.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Im Grunde ist es so, wie man es erzählt bekommen hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Jetzt falle ich natürlich genau in diese Infektzeit rein, Anfang des Jahres. Deshalb hat man ganz viele klassische Krankheitsbilder, die sich immer wiederholen, aber genauso gut auch eingestreut mal einen akuten Fall. Es kommt wirklich alles rein, so wie man sich das ganze Spektrum vorstellt. Ich würde gerne erstmal lauschen, bevor ich rumdrücke, brubbelt aber. Ich würde gerne mal drücken. Da tut es schon weh? Es ist eher überall so ein bisschen.

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Was meinst du?

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Magendarmverstimmung könnte sein.

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Kann sein. Akuter Infekt. Darf ich? Ich bin ganz vorsichtig. Pia war ja gleich von Anfang an in der Praxis drin und so engagiert. Sie hat gleich die Patienten untersucht und befragt. Das war überhaupt kein Problem. Ich glaube, es gab einen Tag Anlaufschwierigkeiten und dann lief es ganz normal. Ich wunder' mich grad', wunder mich, weil, wenn ich es direkt anfasse, geht es in die Luft.  Das ist für einen Magendarminfekt eigentlich eher auffällig. Dann geben wir ihr jetzt etwas und schauen, dass wir noch einen Ultraschall machen. Und schauen auf den Bauch drauf.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Was ganz schön ist: Die Praxis hat ein neues Sonogerät, also Ultraschall. Und da konnte ich auch selber immer noch mal nachgucken. Also, wir haben das zusammen gemacht und dann konnte ich nochmal selber nachgucken, weil das ist etwas, das ganz schön auf der Strecke bleibt im Studium. Dass du viele Bilder gezeigt bekommst, aber selber mal was suchen, das kriegt man eigentlich nicht hin. Und das ist eine super gute Gelegenheit gewesen.

Sprecherin: Die Praxis von Ewald Beyer ist schon lange Lehrpraxis der Mainzer Unimedizin. Die Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs macht dem erfahrenen Mediziner Spaß.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Er hat eine super gelassene Art, hat einen sehr privaten Umgang mit den Patienten, trotzdem auch rücksichtsvoll. Und auch dieses "Vertrautsein". Auch, wenn er sich nicht erinnern kann, vermittelt er dem Patienten das Gefühl, du bist schon immer mein Patient und deshalb weiß ich über dich Bescheid, und findet dann auch sehr schnell in eine aktuelle Situation hinein.

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Nasenspray kann ja ohne Chemie sein, es kann ja einfach mit einer Salzlösung sein. Haben Sie dabei? Dann ist ja okay. Nehmen Sie sonst noch etwas zum Lösen? Die Studenten sollen unbedingt lernen, wie sie mit einem vernünftigen Ton, mit einem vernünftigen Benehmen mit Patienten umgehen sollen. Und das ist eigentlich das Entscheidende.

Sprecherin: Selten hat man im Medizinstudium die Möglichkeit, unter Anleitung und Kontrolle selbst etwas zu tun. Hier erfährt man ganz direkt, wofür man lernt und wie Entscheidungen getroffen und Medikamente verschrieben werden.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Gerade so Entscheidungen wie: Welches Antibiotikum nehme ich? Ist es viral? Ist es bakteriell? Da weiß man immer nur, dass man es dann und dann macht, aber sich das anzugucken und dann zu entscheiden, das ist schon wichtig, dass man das mal selber tun kann und dann auch nochmal ein Feedback im Hintergrund hat, ob das auch die richtige Entscheidung war. Belege habe ich jetzt keine gesehen, aber die rechte Mandel war etwas dick.

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Die rechte Mandel ist ein wenig dick. Es ist mehr ein Virusinfekt. Da ist so ein Virusbläschen eher dran. Es ist keine Bakterieninfektion, sondern Virusbläschen.

Sprecherin: Keiner ist so nah am Patienten wie der Hausarzt. Hier laufen alle Fäden zusammen.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Hier starten die Personen, die im Krankenhaus entlassen werden. Und das sieht man sonst einfach gar nicht und das ist schön. Auch: Wie kommen die Personen danach zurecht? Sind sie pflegerisch gut versorgt? Dann hat man ja auch diese Hausbesuche. Man sieht einfach, wie wohnt jemand? Sogar ganz private Sachen. Man kann sich einen Eindruck verschaffen und dann auch selber entscheiden.

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Jetzt nehmen Sie alles so weiter, wir erhöhen nur das Insulin. Wir gehen einfach hin und erhöhen die Dosis, damit wir wieder bessere Werte haben. Aber ich möchte, dass jemand misst. Es kommt doch die Pflege morgens zu Ihnen.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Und wenn er hübsch ist, der Wert, den die Pflege misst, dann können wir das so lassen oder wir passen es an. Ich finde es schön, dass man auch Montag bis Freitag hat. Das ist das, was man in der Klinik wahrscheinlich am wenigsten bekommt, aber dennoch ist es ein Fulltime-Job. Er ist dann auch morgens bis abends hier.

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Wir informieren dann den Pflegedienst. Okay. Alles klar. Tschüss.

Pia Hinrich | Medizinstudentin: Alles Gute!

Ewald Beyer | Allgemeinmediziner: Pia ist wirklich sehr engagiert und sie weiß auch unheimlich viel schon. Sie hat ein großes Grundwissen. Also ich denke, wenn sie mal Allgemeinmedizin macht, wird sie eine gute Allgemeinmedizinerin, wenn sie es mal macht

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